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Wie kann ich in komplexen Lieferketten eine gleichbleibende Qualität sicherstellen?

Im verarbeitenden Gewerbe ist eine gleichbleibende Lieferkettenqualität überlebenswichtig. Dabei hat die Komplexität von Lieferketten in den letzten Jahren stark zugenommen. Mit Lösungen, die nur vereinzelte Glieder der Kette berücksichtigen, kommen Unternehmen da nicht mehr weiter, meint unser SCM-Experte.

Wer qualitativ hochwertige Produkte produzieren will, braucht eine Lieferkette von dauerhaft gleichbleibender Qualität. Aber das geschieht nicht von selbst – besonders nicht in Zeiten zunehmend fragiler Lieferketten. Lösungen für dieses Problem zu entwickeln, ist deshalb überlebenswichtig.

Die Leitfrage dabei ist stets dieselbe, nämlich:

        Wo ist der Qualitätsfehler überhaupt aufgetreten?

Denn angesichts der Komplexität von Lieferketten ist es in vielen Bereichen gar nicht klar, ob Qualitätsfehler bei Ihnen oder bei Ihrem Lieferanten verursacht werden. Wenn in einer Abfüllanlage zum Beispiel Flaschen brechen oder Kartons sich nicht falten lassen: Liegt das jetzt an der Qualität der zugelieferten Flache bzw. Kartons? Oder am Handling bei Ihnen?

Auf eine schnelle Lokalisierung kommt es aber an. Je länger es dauert, einen Fehler bzw. dessen Ursache zu finden, desto höher werden die verursachten Kosten sein.

Drei strategische Ziele

Wenn Sie sich daran machen, ein gleichbleibendes Qualitätsniveau Ihrer Lieferketten zu halten, werden Sie sich mit drei Fragen auseinandersetzen. Die erste und drängendste lautet:

        Wie schaffen Sie hier schnell Transparenz?

Daran schließt sich die zweite Frage an:
 
        Wie priorisieren Sie angesichts der Komplexität der Technologien und der Vielzahl der Herausforderung die zu lösenden Qualitätsprobleme?

Um schließlich eine lückenlose Prozesskontrolle entlang der gesamten Wertschöpfungskette zu etablieren, kommt es darauf an, die entsprechenden Verfahren zu institutionalisieren. Die dritte Frage lautet also:

        Wie etablieren Sie eine dauerhafte Prozesskontrolle?

Die Antworten auf diese drei Fragen bezeichnen die drei strategischen Ziele, an denen sich das Management komplexer Lieferketten ausrichten sollte.

Bei der Umsetzung dieser Ziele haben sich meiner Erfahrung nach diese sechs Maßnahmen bewährt:

  1. die Qualitätssicherung zu einer Aufgabe aller an der Wertschöpfung beteiligter zu machen;
  2. die Fehler in der Supply Chain zu lokalisieren;
  3. dezidierte Projektteams zu bilden;
  4. sich häufende Qualitätsprobleme zu priorisieren;
  5. eine dauerhafte Prozesskontrolle zu etablieren;
  6. das Shopfloor-Management in die Qualitätssicherung zu integrieren

Am Anfang steht Transparenz

1. Machen Sie die Qualität der Lieferkette zu einer gemeinsame Aufgabe

Zulieferer sind Dienstleister, Sie sind der Kunde bzw. Auftraggeber, und daraus ergibt sich ein Untergebenen-Verhältnis. Sie haben die Macht.

Doch bei komplexen Störungen, die sich nicht eindeutig einem Verursacher zuordnen lassen, nützt Ihnen diese Machtposition erst einmal gar nichts.

Die Herstellung eines marktfähigen Produkts ist ein übergreifender Prozess, der die gesamte Wertschöpfungskette einbezieht: vom Vorprodukt des Lieferanten über die Produktion beim Lieferanten bis zu Ihrer Produktion und Auslieferung zum Kunden.

Deshalb empfehle ich immer, zu Beginn die Zusammenarbeit mit allen Unternehmen zu suchen, die an der Wertschöpfung beteiligt sind. Das Bewusstsein dafür zu wecken, dass die Qualität in den Händen aller liegt, eine gemeinsame Verantwortung ist. Und bietet die Möglichkeit, die Effizienz Ihrer Maßnahmen zu erhöhen.

2. Sorgen Sie für eine lückenlose, unternehmensübergreifende Prozesskontrolle

Womit sollen Sie anfangen, wenn Sie mit Ihren Lieferanten gemeinsam ein Problem lösen?

Erst einmal benötigen Sie eine gemeinsame Datenbasis. Häufen sich Fehler, müssen Sie wissen,

  • was genau passiert ist und
  • wo die Chargen produziert wurden, die in die fehlerhaften Produkte gingen, bei Ihnen und/ oder bei Ihrem Lieferanten.

Selbstverständlich setzen Sie dabei auf der Rückverfolgbarkeit auf: Sie ordnen Fehler in Produkten bestimmten Produktionschargen bei Ihnen bzw. bei Ihrem Lieferanten zu. Dann sehen Sie, wann und wo sich Fehler häufen und können schließlich untersuchen, ob und wann sich dort wesentliche Prozessparameter geändert haben.

Eine solche gemeinsame Datenbasis muss im ersten Schritt noch nicht automatisiert sein. Wichtig ist vielmehr, dass die Daten schnell zur Verfügung gestellt werden.

Aber mittelfristig sollte eine konkrete Störungshäufung automatisiert eine Datensammlung auslösen, lückenlos und unternehmensübergreifend über die gesamte Supply Chain.

Fokussiert Lösungen erarbeiten

3. Bilden Sie gemeinsame Projektteams

Mit klassischem Lieferantenmanagement werden Sie bei der Lösung wirklich komplexer Probleme nicht weiterkommen.

Da müssen Sie ganz dedizierte Projektteams bilden, die übergreifend mit Experten von Ihnen und Ihren Lieferanten besetzt sind. Idealerweise arbeiten diese gemeinsam nach einer anerkannten Methode, zum Beispiel Lean Six Sigma.

Richten Sie neben dem Projektteam auch ein Steering Team ein, das bereichs- und unternehmensübergreifend mit Management besetzt ist und das – wenn wesentliche Parameter in der Produktion geändert werden sollen – auch schnell Entscheidungen treffen und die nötigen Maßnahmen genehmigen kann.

4. Priorisieren Sie Probleme

Bearbeiten Sie nicht zu viele der Probleme gleichzeitig, die Sie in Ihren Ursachenanalyse identifiziert haben.

Sie werden jetzt sagen, das ist ja ein riesiger Aufwand! Und nicht zu Unrecht.

Allerdings haben Sie diesen Aufwand nur einmal. Denn es wird ein gravierendes Problem dauerhaft gelöst. Es ist erforderlich, sich zu fokussieren: Wenige Probleme dauerhaft gelöst ist besser als viele Probleme nur angegangen.

Die Prozesskontrolle institutionalisieren

5. Etablieren Sie eine regelmäßige Prozesskontrolle

Schrittweise haben Sie Ihre Prozesse unter Kontrolle gebracht. Jetzt kommt es darauf an, dieses Niveau zu halten.

Das können Sie mit der Einrichtung einer statistischen Prozesskontrolle (SPC). Damit erkennen Sie frühzeitig, wenn sich Parameter bei Ihrem Lieferanten, bei Ihnen oder beim Kunden ändern – und können entsprechend schnell gegensteuern.

Bei der Einführung einer SPC können Sie auf den vielen Daten aufbauen, die Sie schon gesammelt haben. Und Sie können sich an den Standards für unternehmensübergreifende SPC-Plattformen orientieren, wie die Norm ISO 11462.

6. Integrieren Sie Ihr Shopfloor Management

Und zu guter Letzt: Binden Sie Ihr Shopfloor Management in die Sicherung der Lieferkettenqualität ein.

Denn viele Probleme können auch direkt an der Produktionslinie gelöst werden, unter zwei Bedingungen:

Einmal muss der Informationsfluss stimmen: Wenn sich die Eigenschaften eines Zulieferteils oder einer Substanz ändert, dann sollten Ihre Werker Bescheid wissen, damit tatsächliche Abweichungen auch als solche erkannt werden.

Und zum anderen sollten Ihre Mitarbeiter, darin geschult und geübt sein, Methoden zur Problemlösung selbstständig anzuwenden.

Fazit: Qualitätssicherung von Lieferketten ist eine unternehmensübergreifende Aufgabe

Ein an der Sicherung der Lieferkettenqualität ausgerichtetes Supply Chain Management sollte bei einer Prozesskontrolle ansetzen, das einzelnen Glieder bzw. Unternehmen übersteigt. Denn so

  • können Sie proaktiv auf sich abzeichnende Qualitätsprobleme bei Ihren Lieferanten reagieren,
  • beschleunigen im Ernstfall die Analyse von Fehlerursachen und
  • haben eine Plattform, um Lieferkettenschwierigkeiten mit Ihren Lieferanten kooperativ zu lösen,

selbst wenn Ihre Lieferanten räumlich weit entfernt sind.