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Wie kann man ein Projekt in Schieflage sanieren?

Über die Hälfte aller Projekte schlittert irgendwann in eine Krise, wovon die meisten scheitern. Doch das muss nicht sein: Projektsanierung ist machbar.

Wie man ein Projekt in Schieflage sanieren kann

Leider geraten statistisch belegt immer noch mehr als die Hälfte aller Projekte in Krisensituationen. Warum, das habe ich bereits andernorts in verschiedenen Facetten beschrieben.

Vielleicht kommen Ihnen ja einige der Situationen sehr bekannt vor, und Sie stehen jetzt vor dem Dilemma, ob Sie erst einen Zaun bauen wollen oder doch zuerst die Hühner wieder einfangen sollten.

Diese Entscheidung kann ich Ihnen nicht abnehmen.

Aber ob nun Entscheider oder Projektleiter, Auftraggeber oder Projektmanager, ein paar Ratschläge möchte ich Ihnen aus meiner Praxis zur Projektsanierung mitgeben:

1. Seien Sie ehrlich zu sich selbst

Die größte Hürde, ein Krisenprojekt zu retten, ist sich selbst einzugestehen, dass es eines ist. Es ist menschlich, Dinge schönzureden oder zu ignorieren – aber das war schon immer ein Bumerang.

Deshalb sollten Sie ehrlich zu sich selbst sein.

Die Verantwortung auf andere schieben mag in allen Phasen eines kriselnden Projekts eine karriere-neutrale Exit-Strategie sein, hilft aber nicht wirklich und vergibt die Chance, sich mit der Rettung richtig gut zu positionieren.

Also: Das Heft in die Hand nehmen, Führung zeigen und anpacken!

2. Fangen Sie mit dem Dringlichsten an

Das ist meist Ihr kurz vor dem Scheitern stehendes Projekt. Seit es in Schieflage geraten ist, hat es schon bis zu Ihrer Schmerzgrenze Geld und Zeit verbrannt. Also muss etwas geschehen, je eher desto besser.

Wenn Sie der Projektleiter sind, bitten Sie Ihre Entscheider um professionelle Unterstützung bei der Analyse sowie der Konzeption und Umsetzung eines Sanierungsplans. Und mein Tipp an die Geschäftsführer bzw. das Management: Zusehen und auf Selbstheilung warten hat ja schon nicht funktioniert, genauso wenig wie den Druck auf Projektleiter, Team oder andere Stakeholder erhöhen. Denn die wissen nicht, wie, sonst hätten sie’s schon längst getan.

Eine genauso untaugliche Methode ist es, einen Sündenbock zu suchen und wie bisher weiterzumachen. Was in die Projekt-Krise hinein geführt hat, führt in der Regel nicht wieder hinaus.

3. Handeln Sie schnell

Hier ist vor allem der Projektmanager, in dessen Verantwortung das Projekt liegt, gefragt.

Es gibt eine alte Kaufmanns-Regel: Die ersten Verluste sind die besten. In unserem Fall heißt das: Verbranntes Geld ist futsch, sehen wir zu, dass es nicht noch mehr wird. Und das heißt: Das Krisenprojekt einstampfen wäre zu einfach und würde zusätzlich jeden möglichen Nutzen auch noch verbrennen, denn ein gecanceltes Projekt nutzt niemandem mehr.

Je früher die Phase ist, in der Sie zu retten eingreifen, desto niedriger sind Ihre Verluste und – fast noch wichtiger – desto mehr und günstiger sind Ihre Handlungsoptionen.

Handeln Sie also schnell, wenn Sie das Krisenprojekt wieder unter Ihre Kontrolle bringen wollen.

4. Seien Sie offen für Kritik

Alle meine Projekt-Sanierungen fangen mit einer schonungslosen Bestandsaufnahme, einem Gutachten an:

  • Wie wurde vorgegangen?
  • War das richtig und vollständig?
  • Wo waren die Schwächen, v.a. im Projektmanagement und vielleicht auch darüber hinaus?
  • Wo fehlten dem Projekt wichtige Rahmenbedingungen?
  • Sind wir uns dessen bewusst gewesen?
  • Wissen Sie, welche Fragen die richtigen sind, um an die Ursachen zu kommen?

Fragen wie diese können unangenehm werden, auch für die Projektverantwortlichen im Management. Ein unabhängiger Dritter, noch besser ein Externer, kann die besser stellen als ein um seine Karriere Besorgter.

Auch das Auflösen von (vielleicht festgefahrenen) Positionen ist ein Schritt zur Versachlichung und dient somit dem Zugang zu den Problemen, in denen das Projekt steckt.

Wenn Sie Kritik nicht mögen, schreiben Sie Ihr Projekt lieber gleich ab.

5. Handeln Sie konsequent

Das gilt jetzt für den Projektleiter und die Chefs gleichermaßen: Jeder im Projekt und im Unternehmen muss spüren, dass es Ihnen mit der Rettung des Projekts aus seiner Schieflage ernst ist. Geben Sie dem Turnaround oberste Priorität, unterstützen Sie Ihren Gutachter unmissverständlich und authentisch.

Aus der Analyse werden die notwendigen Maßnahmen für den Turnaround schlussgefolgert. Unterstützen Sie auch diese sowie deren Umsetzung nach dem Sanierungsplan: durch geeignete Kompetenzen für die Durchführungsverantwortlichen und durch eigenes Engagement, wo immer möglich und nötig.

Zeigen Sie Führungs- und Entscheidungsstärke, auch z.B. im Finden von Kompromissen und gemeinsamen Lösungsansätzen, und denken Sie an den erzielbaren Gesamtnutzen, selbst wenn dieser zunächst Opfer kosten sollte.

Halbherzigkeit kostet viel mehr!

6. Seien Sie professionell

Es geht darum, das Vertrauen des Projektteams, des Unternehmens, des Auftraggebers wieder zu gewinnen. Nur das Steuer herumzureißen ist blamabel, wenn es nicht zum Ziel führt. Gehen Sie’s professionell an, wenn nötig mit einem Professionellen.

Warum?

Weil es aus eigener Kraft nicht geklappt hat, weil ein Externer sachlich und neutral ist, weil ein Externer Dinge offen ansprechen und eskalieren kann...

...und weil ich aus vielen schon geretteten Projekten weiß, wie‘s geht!

Professionell heißt auch, mit guter Führung dem Projektteam zum Erfolg zu verhelfen, es wieder aufzurichten, zu motivieren, ihre Unterstützung zu gewinnen, denn das Retten wird von allen Stakeholdern zusätzliche Anstrengungen erfordern.

Am besten geht das, indem Sie sie von einem Profi anleiten und coachen lassen, das Richtige zu tun. Das ist meist viel effektiver und effizienter als einfach Köpfe zu ersetzen.
Ehe Sie also mit halbgaren Maßnahmen und Lösungen noch viel mehr Geld und Vertrauen verlieren, investieren Sie lieber in Professionalität und zielführende Ergebnisse. Das kommt in der Regel weitaus günstiger.

7. Hören Sie jetzt nur nicht auf

Ein schöner Erfolg, der Ihnen da mit dem Turnaround Ihres Krisenprojekts gelungen ist. Aber das ist erst die Hälfte des Weges. Was ist mit dem nächsten Projekt? Wird es wieder in die gleichen Mängel und Fallen tappen?

In vielen Fällen meiner Projekt-Sanierungen wurde ich nachher gefragt, wie ich das denn nun gemacht hätte, und ob ich nicht zeigen könnte, wie man es künftig besser machen sollte. Ein guter Ansatz, denn notleidende Projekte kosten viel mehr Geld als gutes Projektmanagement im Unternehmen je kosten kann.

Deshalb mein abschließender Ratschlag an die Executives und Projektverantwortlichen im Management: Machen Sie den Schritt und nutzen Sie die Gelegenheit, an die eigentlichen Ursachen der Probleme zu gehen. Die liegen nämlich meistens außerhalb des Projekts in der Organisation, der Kultur und den Regeln in Ihrem Unternehmen. Ihr Krisenprojekt hat bestimmt bereits einige Hinweise darauf geliefert – bleiben Sie dran und wachsen Sie mit Ihrem Unternehmen!