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Praxiswissen
Digitales Recruiting: Das Bild zeigt eine Figur auf einer Tastatur.
Charly Kahle
Lesezeit 4 min

Stolpersteine im digitalen Recruiting vermeiden

Digitales Recruiting: Das Bild zeigt eine Figur auf einer Tastatur.
Charly Kahle
Lesezeit 4 min

Ob Bewerbermanagementsysteme, Active Sourcing oder KI-gestützte Analysen – digitales Recruiting bietet enormes Potenzial. Doch der Weg in die neue Arbeitswelt ist oft gepflastert mit Unklarheiten, Reibungsverlusten und überfrachteten Lösungen. Erfolgreiches digitales Recruiting braucht mehr als neue Tools. Es erfordert klare Ziele, organisatorische Klarheit, menschliche Akzeptanz und ein tiefes Verständnis für die Dynamiken des Bewerbermarkts. In diesem Beitrag erhalten Sie sieben Tipps, mit denen Sie die häufigsten Stolpersteine bei der Einführung von digitalem Recruiting vermeiden.
 

Tipp 1: Verschaffen Sie sich vor der Wahl der digitalen Systeme Klarheit über die Ziele

Digitales Recruiting beginnt nicht mit dem Kauf eines Tools, sondern mit einer Standortbestimmung. Welche Ziele verfolgen Sie mit der Digitalisierung Ihrer Personalgewinnung? Geht es Ihnen darum, administrative Aufwände zu reduzieren, die Time-to-Hire zu senken oder gezielt passive Kandidatinnen und Kandidaten zu erreichen? Erst, wenn Sie diese Fragen klar beantworten können, lässt sich beurteilen, welche digitalen Werkzeuge – ob Applicant Tracking System (ATS), Sourcing Tool oder Matching-Plattform – überhaupt sinnvoll sind. Die Einführung eines Systems um seiner selbst willen ist ein häufiger Fehler, der zu hohen Kosten, Frustration und letztlich Ablehnung führt.
 

Tipp 2: Binden Sie Beteiligte bereichsübergreifend ein, um Widerstände zu vermeiden

Ein weiteres zentrales Thema ist das Bewerbermanagement. Viele Unternehmen setzen auf ein ATS, um den Überblick zu behalten, Rückmeldungen zu beschleunigen und datenschutzkonforme Prozesse sicherzustellen. So sinnvoll das ist – ein Bewerbermanagementsystem ist kein Selbstläufer. Es braucht von Beginn an die enge Abstimmung mit Datenschutzverantwortlichen, dem Betriebsrat und der IT. Auch sollte die Einführung gut begleiten und nicht allein der HR-Abteilung überlassen werden. Es geht nicht nur um Technik, sondern um veränderte Abläufe, Verantwortlichkeiten und neue Rollen. Eine frühzeitige, interdisziplinäre Einbindung aller Beteiligten vermeidet Widerstände und sorgt für langfristige Akzeptanz.

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Tipp 3: Active Sourcing: Gehen Sie mit digitalen Tools gezielt auf Talente zu

Gerade bei schwer zu besetzenden Positionen rückt das Active Sourcing in den Fokus. Hier zeigt sich besonders deutlich, wie stark sich der Bewerbermarkt verändert hat: Gute Talente warten nicht mehr auf Stellenanzeigen. Wer im digitalen Raum erfolgreich rekrutieren möchte, muss gezielt auf potenzielle Kandidaten zugehen – sei es über Business-Netzwerke wie LinkedIn und Xing, durch digitale Empfehlungen oder auf Karrieremessen mit digitaler Nachverfolgung. Doch auch hier gilt: Active Sourcing funktioniert nur mit einem tragfähigen Konzept. Wer ohne klare Ansprache, ohne abgestimmte Candidate Journey und ohne gepflegte Talentdatenbank arbeitet, läuft Gefahr, wertvolle Kontakte zu verlieren – oder Kandidaten nachhaltig zu verprellen.

Der Aufbau eines Talentpools ist daher keine rein technische Frage, sondern eine strategische Entscheidung. Ein funktionierender Talentpool lebt davon, dass er regelmäßig gepflegt, segmentiert und aktiv genutzt wird. Das setzt ein Umdenken voraus: Statt Recruiting als punktuelle Maßnahme zu sehen, ist es als kontinuierlicher Dialog zu verstehen – auch mit denen, die heute noch nicht aktiv suchen. Digitale Tools können diesen Dialog vereinfachen, aber nicht ersetzen.
 

Tipp 4: Sorgen Sie für hervorragende Candidate Experiences im digitalen Recruiting 

Eine der größten Herausforderungen im digitalen Recruiting ist die sogenannte Candidate Experience – also das Erleben des Bewerbungsprozesses aus Sicht der Kandidatinnen und Kandidaten. Hier zeigt sich: Jeder digitale Touchpoint zählt. Ob Karriereseite, Bewerbungstool, E-Mail-Kommunikation oder das Vorstellungsgespräch per Videocall: All diese Elemente formen den Eindruck, den Bewerber von einem Unternehmen gewinnen. Wer hier nicht konsistent kommuniziert, lange Antwortzeiten hat oder gar auf Rückmeldungen verzichtet, beschädigt sein Arbeitgeberimage nachhaltig. Besonders fatal ist das in Märkten mit Fachkräftemangel, in denen persönliche Kommunikation und Schnelligkeit oft den entscheidenden Unterschied machen.
 

Tipp 5: Machen Sie Employer Branding in sozialen Medien zum Pflichtprogramm

Eng mit der Candidate Experience verknüpft ist das digitale Employer Branding. Ein stimmiger Außenauftritt in den sozialen Medien, authentische Einblicke in den Arbeitsalltag, Employer Value Propositions, die digital erlebbar sind: All das gehört zum Pflichtprogramm. Kandidaten informieren sich längst über Videos, Bewertungen und persönliche Netzwerke. Eine Karriereseite allein reicht nicht mehr. Digitale Markenbildung ist als kontinuierlicher Prozess zu verstehen, den die HR- und Kommunikationsabteilungen gemeinsam gestalten – abgestimmt auf die Zielgruppe und entlang der Candidate Journey.
 

Tipp 6: Holen Sie sich Rückmeldungen von den Führungskräften im Unternehmen

Neben all diesen fachlichen und technischen Anforderungen ist die interne Einbindung entscheidend. Digitale Recruiting-Prozesse betreffen nicht nur das Personalwesen, sondern auch die Fachbereiche. Führungskräfte müssen nicht nur verstehen, wie Systeme funktionieren, sondern auch, welche Verantwortung sie als Leitungspersonen im Prozess übernehmen und warum ihre Rückmeldungen entscheidend für den Erfolg sind. In vielen Unternehmen scheitert die Digitalisierung im Recruiting nicht an der Technik, sondern an mangelndem Engagement der Führung. Hier helfen klare Zuständigkeiten, Schulungen und regelmäßige Rücksprachen – digital unterstützt, aber menschlich geführt.
 

Tipp 7: Achten Sie auf eine integrierte Prozesslandschaft mit passenden Schnittstellen

Nicht zuletzt gilt es, die wachsende Systemvielfalt zu beherrschen. Viele HR-Abteilungen jonglieren mit einer Vielzahl an Tools: ATS, Video-Interview-Software, Jobbörsenmanager, Anbindung an Payroll und HR-Informationssysteme (HRIS). Oft sind diese Systeme nicht verbunden und unübersichtlich. Eine durchdachte Integration und ein gutes Schnittstellenmanagement sind daher zentrale Erfolgsfaktoren. Ziel muss eine möglichst durchgängige digitale HR-Landschaft sein, die nicht nur effizient ist, sondern auch die Nutzerfreundlichkeit für HR-Mitarbeitende wie Bewerbende gleichermaßen erhöht.

Digitale Prozesse in einer integrierten IT-Umgebung ermöglichen zudem eine stärkere Nutzung von Kennzahlen. Wer Zeit- und Kostenfaktoren, Erfolgsquoten der Recruiting-Kanäle und die Zufriedenheit von Bewerbern regelmäßig misst, kann frühzeitig nachjustieren. Doch Vorsicht: Zahlen allein sind kein Erfolgsversprechen. Sie müssen in den Kontext der Strategie gestellt, richtig interpretiert und regelmäßig mit qualitativen Rückmeldungen aus HR und Fachbereichen ergänzt werden.
 

Digitales Recruiting ist Kulturwandel 

Digitales Recruiting ist weit mehr als die Einführung neuer Software. Es ist ein Kulturwandel, der Organisationen zwingt, ihre Prozesse, ihre Kommunikation und ihre Haltung gegenüber Bewerbenden neu zu denken. Wer diese Herausforderung systematisch angeht, klare Ziele verfolgt und alle Beteiligten mitnimmt, kann digitale Werkzeuge nutzen, um echten Mehrwert zu schaffen – für die HR-Abteilung ebenso wie für Bewerberinnen und Bewerber. Die Technik ist dabei nie das Ziel, sondern immer nur ein Mittel. Entscheidend bleibt, wie Menschen mit ihr arbeiten.

Wenn Sie Unterstützung bei der Einführung von digitalen Recruiting-Prozessen brauchen: Unsere Spezialistinnen und Spezialisten sind gerne für Sie da. Anruf oder Nachricht genügt.

Charly Kahle ist Experte für Online-Marketing.

Charly Kahle

Experte für Online-Marketing

Als selbst ernanntes „Nordlicht in Frankfurt am Main“ ist Charly Kahle seit Gründungstagen der Deutschen Interim AG an Bord. Der frühere Online-, Radio- und Zeitungsredakteur (T-Online, NDR, FAZ) weiß als Experte für Online-Marketing ganz genau, was Auftraggeber wissen möchten. Er unterstützt unsere Interim Managerinnen und Manager dabei, sich optimal zu präsentieren – sowohl auf ihrer eigenen und der di-Website als auch auf Social Media.

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