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EXPERTENBERATUNG

Wie überwinden Unternehmen eine schwere Krise?

Steckt ein Unternehmen in der Krise, sind schnelle Gegenmaßnahmen nötig. Doch jede Krise ist anders. Was also sollten Firmen als erstes tun? Einen Chief Restructuring Officer (CRO) einsetzen, meint unser Experte, und dann folgende sieben Maßnahmen umsetzen.

Interim CEO oder CRO

Executive Interim Manager für komplexe Aufgaben und Krisensituationen in der Industrie

  • CEO/CRO mit Fokus auf Transformation und Restrukturierung
  • Agile und nachhaltige Optimierung des Business Developments
  • Zielorientierte Überbrückung im C-Level und Nachfolger-Coaching
Manager anfragen

1. Bestimmen Sie die aktuelle Krisenphase.

Wenn Ihr Unternehmen in eine Krise geraten ist, sollten Sie zunächst einmal die aktuelle Krisenphase bestimmen und die Krisenursachen ermitteln. Ziel muss es sein, möglichst schnell den Ist-Status Ihres Unternehmens zu bestimmen, um gezielt erforderliche Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Patentrezepte gibt es hier zwar nicht, denn jede Unternehmenskrise ist anders. Erschwerend kommt hinzu, dass für eine schnelle Entscheidungsfindung häufig die notwendigen Daten fehlen oder erst entsprechend aufzuarbeiten sind.

Dabei ist es wichtig zu wissen: Krisenphasen und Krisenursachen lassen sich immer mit der mehr oder weniger gleichen Herangehensweise identifizieren. Im Zweifelsfall sollten Sie sich also an einen Restrukturierungs- oder Sanierungsberater wenden, der Unternehmenssituation einer Analyse unterzieht. Entscheidend ist letzten Endes, passende Maßnahmen schnell umzusetzen, um den Schaden für Ihr Unternehmen möglichst klein zu halten und eventuelle Haftungsrisiken zu minimieren.
 

2. Lassen Sie ein Sanierungsgutachten erstellen.

In einer Ertrags- oder Erfolgskrise, spätestens aber in einer Liquiditätskrise fordern Banken und andere Gläubiger häufig ein Sanierungsgutachten nach IDW S6 (Institut der Wirtschaftsprüfer e.V.), das in der Regel ein Restrukturierungs- oder Sanierungsberater erstellt. Es hat den Zweck, Aufschluss über den aktuellen Status des Unternehmens sowie über mögliche Wege aus der Krise zu erhalten, bevor Sie weitere Kreditzusagen erhalten. 

Zu den Kernanforderungen an ein Sanierungsgutachten nach IDW S6 zählen:

  • eine Beschreibung des Auftragsgegenstands und -umfangs,
  • Basisinformationen über die wirtschaftliche und rechtliche Ausgangslage des Unternehmens in seinem Umfeld (einschließlich der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage),
  • eine Bestimmung des Krisenstadiums und der Krisenursachen sowie eine Einschätzung, ob die Gefahr einer Insolvenz vorliegt,
  • eine Darstellung des künftigen Leitbilds mitsamt des Geschäftsmodells des sanierten Unternehmens,
  • eine Zusammenstellung der Maßnahmen, mit denen eine Insolvenz abgewendet, die Unternehmenskrise bewältigt und das beschriebene Leitbild hergestellt werden soll,
  • ein integrierter Unternehmensplan und
  • eine zusammenfassende Bewertung der Sanierungsfähigkeit.

Ist das Sanierungsgutachten erstellt, müssen alle Beteiligten zustimmen, das Sanierungskonzept mitzutragen. Hierzu gehören

  1. intern die Geschäftsführung, die Gesellschafter, der Aufsichts- und Betriebsrat,
  2. extern die Banken, andere Kredit- und Leasinggeber sowie Lieferanten, Kunden und schließlich
  3. der gegebenenfalls bereits eingesetzte Sanierungsgeschäftsführer oder CRO.
     

3. Setzen Sie einen Chief Restructuring Officer (CRO) ein.

Eine Sanierung und deren erfolgreicher Abschluss sind für die Stakeholder eines Unternehmens von entscheidender Bedeutung. Um diesen Erfolg zu ermöglichen, brauchen Sie einen erfahrenen Krisenmanager mit Leadership- und Ausführungsqualität, der unter Zeitdruck passende Restrukturierungsmaßnahmen unvoreingenommen erarbeitet und verlässlich umsetzt. Dies ist der CRO – der Chief Restructuring Officer, den man im Deutschen als Sanierungsgeschäftsführer oder allgemein als Krisenmanager bezeichnet. Der CRO sollte seiner Tätigkeit zeitlich begrenzt und mit einem expliziten Krisen- und Sanierungsfokus nachgehen, mit einer originären Geschäftsführungsbefugnis ausgestattet sein und in Organverantwortung stehen. Seine zentralen Aufgaben sind dabei

  • die Schaffung von Transparenz,
  • die Herstellung einer vertrauensvollen Kommunikation mit den wichtigsten Stakeholdern sowie
  • das verlässliche Vorantreiben der Sanierungsmaßnahmen.

Zu den Skills, die ein CRO dafür mitbringen muss, zählen

  • die Fähigkeit, ein Unternehmen als Ganzes zu überblicken,
  • eine ausgeprägte finanzwirtschaftliche Expertise und nicht zuletzt
  • solide Kenntnisse der haftungs- und strafrechtlichen Besonderheiten einer Krisensituation.

Unerlässlich sind zudem

  • langjährige Erfahrung als Geschäftsführer sowie Restrukturierungs- und Sanierungserfahrung aus unterschiedlichen Projekten.

Üblicherweise besetzen Firmen CRO-Positionen interimistisch mit einer externen Person. Treiber sind dabei vor allem die Banken und andere Kreditgeber, auch wenn letztlich das krisengeplagte Unternehmen den CRO beauftragt wird. Grund dafür ist, dass sich das Unternehmen in der Regel in einem späten Krisenstadium befindet, sodass die Zeit drängt und die passende Person praktisch sofort zur Verfügung stehen muss. Hinzu kommt, dass es internen Personen, die als CRO in Frage kämen, wegen ihrer Abhängigkeit nahezu unmöglich ist, das Sanierungskonzept umzusetzen. Ihre Involviertheit könnte dessen Umsetzung zumindest sehr in die Länge ziehen.
 

4. Setzen Sie die Sanierungsmaßnahmen zügig um.

Nach der Implementierung des CRO und der Mandatserteilung zur Sanierungsumsetzung bleibt nicht viel Zeit für eine lange Einarbeitung. Der CRO muss sich über Betriebsbegehungen und tiefgreifende Gespräche mit den Key Playern der Fachabteilungen schnellstens einen Überblick über die Gesamtsituation verschaffen. Es bleiben dem CRO eher Tage als Wochen, um nicht nur sich und das Sanierungskonzept vorzustellen, sondern auch eine Bestandsaufnahme zu machen – die übrigens sofort im Nachgang mit dem Sanierungskonzept abzugleichen ist. Außerdem ist parallel dazu eine funktionierende Krisenmanagement-Struktur aufzubauen, wozu eine performanceorientierte Restrukturierungs-Taskforce, ein Change-Management- und Kommunikationskonzept sowie ein effizientes Management-Operating-System (MOS) gehören.

Auf dieser Grundlage beginnt im Abgleich mit dem Sanierungskonzept die Umsetzung der ersten stabilisierenden Maßnahmen, die vor allem eventuelle Liquiditätsprobleme verhindern oder gar eliminieren sollen. Die sich daran anschließenden Schritte betreffen die Details zur Umsetzungsplanung und -überwachung: Mit dem Aufbau eines Restrukturierungs-Projektplans inklusive aller Teilprojekte und Deadlines sowie der Ernennung der Projektleiter und Zusammenstellung der Teams entsteht ein effizientes Projektmanagementpaket inklusive Maßnahmen-Controlling. So lässt sich Maßnahmenumsetzung managen, und die Ergebnisse sind überwachbar.

Die Erstellung eines Finance-Controlling-Setups inklusive eines KPI-Dashboards zur kontinuierlichen Kontrolle und Begleitung der Sanierung ermöglicht kontinuierlich eine zeitnahe betriebswirtschaftliche Auswertung mit qualitativer Kostenrechnung, integrierter Unternehmensplanung, ergänzender kurzfristiger Finanzdetailplanung, Rolling Forecast, zeitnahen Plan-Ist-Abweichungsanalysen, fortlaufender Überwachung der drohenden Insolvenzreife durch Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung – mit Frühwarnsystem. Je nach Umfang und Komplexität braucht es hier unter Umständen zusätzlich ein Project Management Office (PMO) oder einen Projekt Management Officer.

Mit der Umsetzung der kurz-, mittel- bis langfristigen Sanierungsmaßnahmen werden die operativen Sofortmaßnahmen angegangen, etwa

  • die Senkung des Material-, Personal- und sonstigen betrieblichen Aufwands,
  • die kurzfristige Umsatzsteigerung bzw. -stabilisierung,
  • die Optimierung der Bestände,
  • das Debitoren- und Kreditorenmanagement,
  • Desinvestitionen bzw. die Reduktion von Investitionen.
     

5. Überprüfen Sie regelmäßig die Praxistauglichkeit des Sanierungskonzepts.

Auch, wenn sich die Umsetzbarkeit des Sanierungskonzeptes zu Beginn als gut darstellt, ist es wichtig, dessen Praxistauglichkeit und operative Umsetzung kontinuierlich zu überprüfen. Denn das Business Environment ändert sich unter Umständen recht schnell, was auch bei Restrukturierungen und Sanierungen Anpassungen des Sanierungskonzepts oder dessen Umsetzungerforderlich macht.

Die Corona-Pandemie hat uns dies aufgezeigt: Einerseits gab es daraus resultierende komplexe negative Einschläge und Abhängigkeiten von Dritten, andererseits taten sich für einige Branchen Chancen auf.
 

6. Überwachen Sie die Sanierungsfortschritte.

Absolut kritisch ist neben der Projektleitung das Projektcontrolling. Im Sanierungs- und Restrukturierungsfall braucht es ein viel tiefergehendes Controlling mit Hands-on-Mentalität als im normalen Geschäftsbetrieb. Es geht hier nicht darum, einen Projektabschnitt oder Maßnahmenplan als erledigt zu melden, sondern vielmehr darum, gemeinsam mit dem Projektleiter die notwendigen Projektphasen proaktiv zu begleiten, zu überwachen, abzusichern und notfalls frühzeitig eingreifend zu unterstützen.

Der Controlling-Fokus liegt auf Terminverzug, Budgetüberschreitung, Ergebnisabweichungen und auch eventuell nicht durchführbaren, aber geplanten Sanierungsmaßnahmen. Zudem erarbeitet das Projektcontrolling aufgrund der erreichten Projektabschnitte mit Szenario-Planung die zu erwartenden Effekte in den Bereichen Ergebnis, Liquidität und Bilanz. Es ist wichtig, den CRO kontinuierlich über Fortschritte und Verzögerungen zu unterrichten und ihn im Bedarfsfall direkt einzubeziehen. Über den etablierten Lenkungsausschuss werden alle Maßnahmenpläne und die Projektdetails regelmäßig, zum Beispiel alle 14 Tage, transparent aufgezeigt und Sanierungsfortschritte oder auch -verzögerungen erörtert. Dies erlaubt, das Mandat des CRO unter Umständen entsprechend anzupassen.
 

7. Managen Sie Ihre Stakeholder aktiv.

Es ist von kritischer Bedeutung, alle Stakeholder – von den Kreditgebern über die Gesellschafter und Mitarbeitenden bis hin zu Kunden und Lieferanten – einerseits gruppenabhängig, andererseits kontinuierlich und transparent über das Sanierungs- und Restrukturierungsprojekt zu unterrichten.

Dies überzeugt, schafft Vertrauen und sichert breite Unterstützung. Ohne Vertrauen und Unterstützung der Stakeholder kann ein Sanierungsprojekt nicht erfolgreich sein. Ziel ist, dass alle Stakeholder sich als Teil des Teams fühlen und zusammenarbeiten, um gemeinsam das angestrebte Ziel der Krisenbewältigung zu erreichen.

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Erstellt von Gastautor

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