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„Frauen verfolgen Ihre Ziele anders als Männer – auch im Interim Management“

von Joyce Darkoh am
Die erfahrene Interim Managerin Judith Geiß ist auch als Mentorin tätig.

Wie bereits angekündigt, widmet sich die Deutsche Interim AG in einer neuen Serie dem Thema Frauen im Interim Management. Die Interviewreihe soll sowohl anderen Interim Managerinnen als auch interessierten Unternehmen eine Plattform zum Austausch bieten und Frauen praktische Anregungen für ihren Einstieg ins Interim Management liefern. Judith Geiß eröffnet unsere Themenreihe. Sie ist seit 2010 im Interim Management tätig. Sie bringt über ein Jahrzehnt Erfahrung im Finance-Umfeld und mehr als 20 erfolgreich abgeschlossene Mandate in diversen Funktionen und Aufgabenbereichen mit. Dabei liegt ihr Fokus auf deutschen Unternehmen, die von amerikanischen Firmen übernommen werden – ein Umfeld, in dem sie branchenübergreifend agiert. Marie-Luise Mann, unsere Leiterin Manager Relations, sprach mit Judith Geiß über ihre Erfahrungen als Frau im Interim Management.
 

Frau Geiß, Sie haben eine Menge Erfahrung im Interim Management und sind bereits vielen Frauen begegnet, die in diesem Bereich tätig sind. Wie, denken Sie, unterscheiden sich Frauen dabei von Männern?

Judith Geiß: Der auffälligste Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Interim Managern besteht meiner Meinung nach darin, dass Männer sich tendenziell mehr in den Vordergrund stellen. Im Laufe meiner weitreichenden Berufserfahrung als Interim Managerin und Spezialistin für individuelle Lösungen diverser Kunden habe ich gelernt, wie unerlässlich es ist, eine prägnante Präsenz zu zeigen und mir eine Selbstsicherheit zu erarbeiten, die viele Männer scheinbar mühelos mitbringen. In Projekten zeigt sich jedoch, dass eine geschlechterdiverse Zusammenstellung von Projektteams einen positiven Einfluss haben kann. Das bedeutet nicht, dass Männer oder Frauen besser sind – sondern, dass die Mischung wertvoll ist.
 

Warum ist das so?

JG: Frauen bringen mit ihrer Fähigkeit zum aktiven Zuhören und ihrer Neigung, Menschen dort abzuholen, wo sie sind, oft ein höheres Maß an Empathie und menschlichem Verständnis in Teams ein, ohne dabei das große Ziel aus den Augen zu verlieren. Ich möchte damit nicht sagen, dass Männer sich nur auf die sachliche Seite konzentrieren. Jedoch neigen Frauen dazu, den Fokus stärker auf die Balance zwischen der menschlichen und der sachlichen Dimension zu legen. Dies ist besonders wichtig, wenn Teams in schwierigen Situationen zusammenarbeiten müssen. Mit dieser Herangehensweise können wir Teams stabilisieren und sie dabei unterstützen, gemeinsam ihre Ziele zu erreichen.
 

Sind Frauen also weniger zielorientiert?

JG: Nein, keinesfalls. Vielmehr verfolgen Frauen ihre Ziele einfach anders, auf eine oft umfassendere Weise. Meine Erfahrung zeigt, dass Frauen dadurch in der Lage sind, mehr Menschen an Bord zu holen und letztendlich Projekte erfolgreicher zu realisieren.
 

Als wie wichtig erachten Sie die Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen im Interim Management, insbesondere in Bezug auf die Bedeutung weicher Faktoren, wie beispielsweise die emotionale Intelligenz, für den Projekterfolg?

JG: Ich bin der festen Überzeugung, dass die Stärke in der Diversität liegt. Männer und Frauen müssen sich nicht in ihrer Arbeitsweise angleichen, doch sie können voneinander lernen. Beispielsweise haben mir viele meiner männlichen Kollegen gezeigt, wie wichtig es ist, Arbeit und Privatleben zu trennen und sich auf ein Projekt zu konzentrieren, ohne emotional überinvestiert zu sein. Umgekehrt bringe ich meine Sicht der Dinge in unsere Diskussionen ein. Es ist also ein sehr fruchtbares Miteinander, das auf Respekt und dem Wunsch nach kontinuierlicher Verbesserung basiert. Dabei geht es nicht nur um fachliche Expertise, sondern ebenso um emotionale Intelligenz und andere bereits genannte Faktoren, die im modernen Berufsleben unerlässlich sind.
 

Welche persönlichen Erfahrungen haben Sie in Bezug auf Mentoring gemacht?

JG: Früher dachte ich, ich könne alles allein schaffen. Aber die Zeit hat mir gezeigt, wie wertvoll Mentoring sein kann. Ich bin nicht nur Mentorin für junge Frauen, sondern war auch selbst Mentee. Üblicherweise geht es dabei um einen gegenseitigen Austausch. Mir hat diese Erfahrung neue Perspektiven eröffnet und meinen Werkzeugkoffer an Lösungsansätzen erweitert. Der Schlüssel für ein erfolgreiches Mentoring ist, dass es ein Vertrauensverhältnis gibt, das einen offenen und effektiven Austausch auf hohem fachlichem Niveau ermöglicht. An meiner Funktion als Mentorin, aber auch als Mentee schätze ich die Möglichkeit, mein Wissen und meine Fähigkeiten in den Bereichen der emotionalen Intelligenz und des Selbstmanagements weiter zu verfeinern, was letztlich allen, einschließlich unseren Kunden, zugutekommt. Für mich erweist sich solch eine dynamische Beziehung des Gebens und Nehmens als ungemein bereichernd, sowohl für meine persönliche als auch berufliche Entwicklung. Sie hält mich in einem ständigen Lernprozess und fördert die Anpassungsfähigkeit, die im Interim Management unerlässlich ist.
 

Was raten Sie Frauen, die überlegen, ins Interim-Management einzusteigen – besonders, wenn sie bisher in festen Anstellungsverhältnissen gearbeitet haben?

JG: Was ich anderen Frauen mit auf den Weg geben möchte, ist: Trauen Sie sich und machen Sie den ersten Schritt. Leider fehlt Frauen oft eine unterstützende Person, wie ich sie hatte, die sie auf die Möglichkeit des Interim Managements hinweist. Damals begann ich meine Karriere in einer Branche, die stark von älteren Männern dominiert war. Damals machte mich eine Person darauf aufmerksam, dass Interim Management eine gute Option für mich sein könnte. Sie begleitete mich in der Anfangsphase und gab mir den Mut, diesen Weg einzuschlagen. Ich habe dann festgestellt, dass die Selbstständigkeit mir eine Form der beruflichen Sicherheit bietet, die ich in einer festen Anstellung nie hatte. Momentan leite ich ein Team von 25 Mitarbeitenden und wirke an strategischen Projekten mit.

Neben einer derartigen Begleitung ist auch die eigene Sichtbarkeit wichtig. Ich habe, wie bereits erwähnt, mit einer Mentorin gearbeitet, die mir dabei geholfen hat, mein Selbstvertrauen und mein Standing als Frau in dieser Branche zu stärken. Denn es geht darum, im richtigen Moment präsent zu sein, ohne sich selbst zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Und als letzten Tipp: soziale Aspekte nicht vernachlässigen. Zum Beispiel bin ich sowohl als Teilnehmerin als auch als Sponsorin an einem jährlichen Spendenlauf beteiligt, den ich aktiv kommuniziere. Dabei geht es nicht nur ums Geld; wir bewegen Menschen und Dinge.
 

Wie unterscheidet sich der deutsche Interim-Management-Markt vom amerikanischen – speziell, was Frauen betrifft?

JG: In Deutschland ist das Konzept des Interim Managements noch nicht so weit verbreitet wie in den USA. Dort ist es selbstverständlicher und oft global integriert. In beiden Märkten nimmt die Präsenz von Frauen im Interim Management zu, allerdings ist sie in den USA schon deutlich größer. In Deutschland gibt es teilweise Vorbehalte gegenüber Interim Management – häufig, weil Unternehmen schon mal negative Erfahrungen gemacht und diese nicht ausreichend analysiert haben.

In Bezug auf die Bezahlung erlebe ich übrigens deutliche Unterschiede zwischen männlichen und weiblichen Interim Managern. Frauen neigen dazu, niedrigere Tagessätze anzusetzen. Meine Erfahrung zeigt, dass Frauen oft mit niedrigeren Tagessätzen vergütet werden als ihre männlichen Kollegen. Die Unterschiede können bis zu 30 Prozent betragen. Dies kann Zweifel an der Qualität der von Frauen erbrachten Dienstleistungen bei Kunden hervorrufen und deren Wertschätzung mindern. Daher ist es entscheidend, dass Frauen selbstbewusst auftreten, ihren Wert deutlich machen und dementsprechende Forderungen stellen.

Abschließend möchte ich betonen, dass es nicht nur um den Preis geht; Qualität ist ebenso entscheidend. Wir Frauen sollten verinnerlichen: Eine kundenseitige Rückfrage zum Preis muss nicht zwangsläufig zu einer Preissenkung führen. Es ist wichtig, selbstbewusst den eigenen Wert zu vermitteln und entsprechend zu agieren.
 

Wie können Frauen ihre Qualifikationen in Interviewsituationen hervorheben, insbesondere im Vergleich zu männlichen Bewerbern, wenn es um ein Interim-Mandat geht?

JG: Das Wichtigste ist Authentizität. Trainings für Interviews können nützlich sein, aber sie sollten nicht dazu führen, dass man sich verstellt. Frauen sollten nicht versuchen, wie Männer zu agieren, sondern authentisch bleiben. So bekommt der Kunde einen realistischen Eindruck davon, was ihn erwartet, wenn er sich für einen bestimmten Interim Manager entscheidet. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Fokus auf den Nutzen für den Kunden. Es geht darum, die Vorteile der eigenen Projektarbeit zu kommunizieren, anstatt sich als Person in den Vordergrund zu stellen. Man sollte immer betonen, was man dem Kunden konkret bietet. Nur so kann er eine fundierte Entscheidung treffen. In den letzten zwei Jahren habe ich sowohl Männer als auch Frauen eingestellt, und meine Erfahrungen waren unterschiedlich. Ich habe beobachtet, dass Frauen tendenziell mit weniger Selbstbewusstsein auftreten als Männer, die oft einfach redegewandter und von sich überzeugter waren. Letztlich hängt der Erfolg in Interviews und Anbahnungsphasen von vielen Faktoren ab – einschließlich der jeweiligen Projektanforderungen und der Erfahrung der Bewerber. Eben darum stehe ich jederzeit für Fragen zum Thema Interim Management zur Verfügung, insbesondere für Frauen, die eine Karriere in diesem Bereich in Erwägung ziehen. Es ist mir ein Anliegen, mein Wissen weiterzugeben und andere zu motivieren.
 

Wie können Interessierte, insbesondere Frauen, die nach einer Mentorin suchen, Sie erreichen?

JG: Der beste Weg, mich zu kontaktieren, ist über LinkedIn. Bei der Kontaktanfrage wäre ein kurzer Hinweis hilfreich, damit meine Mitarbeiterin die Anfrage direkt an mich weiterleitet. Ich freue mich auf alle Anfragen, auch von Männern, die eine weibliche Perspektive schätzen. Denn je mehr Interim Manager es gibt, desto besser können wir den Bedürfnissen unserer Kunden entsprechen.
 

Sie sind als Interim Managerin tätig und möchten Ihre Erfahrungen und Einsichten weitergeben? Die Deutsche Interim AG lädt Sie ein, an der Interviewreihe Frauen im Interim Management teilzunehmen. Sie erhalten die Möglichkeit, Ihre berufliche Perspektive, Erfahrung und fundierten Tipps in einem persönlichen Interview mit unserer Community zu teilen. So tragen Sie dazu bei, die unternehmerische Wahrnehmung und Sensibilität für dieses zentrale Thema zu erhöhen.

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Joyce Darkoh ist Expertin fĂĽr Social Media

Joyce Darkoh

Expertin fĂĽr Social Media

Als Sozialpsychologin und Gründerin einer Anzugmarke, welche die Persönlichkeit ihrer Träger betont, hat Joyce Darkoh ihre Leidenschaft für Mode und Marketing zum Beruf gemacht. Ihre Passion ist das Personal Branding via Social Media. Dank ihrer Begeisterung für Storytelling und ihres sozialpsychologischen Hintergrunds erzählt sie auf LinkedIn spannende und inspirierende Geschichten aus Perspektive von Tilo Ferrari und Deutscher Interim AG.

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An wen richtet sich dieser Blog? An Unternehmen, Interim Manager:innen und alle, die Neuigkeiten und HintergrĂĽnde zum Thema Interim Management erfahren wollen.

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Wer schreibt? Das Experten- und Content-Team der Deutschen Interim AG rund um Tilo Ferrari. Wir behalten fĂĽr Sie den Markt im Blick, greifen aktuelle Trends auf und wagen einen Blick ĂĽber den Tellerrand – mit dem Ziel, Sie nicht nur zu informieren, sondern auch einen lebhaften Austausch zu beginnen.

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